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Ich lade Sie ein zu einer Bildwanderung
durch das Dorf.
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Geschichte
Im Kreis Neustettin, nördlich
des Vilmsees finden wir das Dorf Sparsee, gelegen an der Küddow und
einem langgestreckten Dorfsee, umringt von den Gemeinden Sassenburg,
Stepen, Dolgen, Gross Küdde, Galow, Klein Dallenthin und Neugönne.
Nach der Gründung von Neustettin 1310 tritt diese Gegend erstmals
1321 in das Licht der Geschichte. In einer Urkunde legen die
Pommerschen Herzöge Otto I., Wartislaw IV. und Barnim III. die
Grenzen ihres Gebietes gegen das Bistum Cammin fest und beschreiben
den Dorfsee als „stagnum sparsce“.
Das erst ca. 200
Jahre später gegründete Dorf Sparsee leitet also seinen Namen von
dem See ab, an dem es entstand. Ein genaues Gründungsdatum ist
leider nicht bekannt, jedoch besteht Gewissheit, dass es durch die
drei Familien Jan(dec)ke, Voß und Schacht als herzogliches Amtsdorf
Anfang des 16. Jahrhunderts als typisches Straßendorf angelegt
wurde. Die Familie Janke stellte bis Anfang des 20. Jahrhunderts
durchgehend den Lehnschulz, die Familie Schacht war bis 1945 in
Sparsee ansässig.
Die erste urkundliche
Erwähnung des Dorfes datiert von 1541. Nach dem „Extract des Amtes
Nigen Stettin “ entrichtet das Amtsdorf Sparsee jährlich 13 Gulden
und 12 Schillinge Pacht an den Herzog. Die weiteren Nachrichten bis
zum Dreißigjährigen Krieg sind dünn gesät. 1579 wütet die Pest in
Sparsee, 1590 findet die Visitation der Kirche Sparsee statt und der
zweite Geistliche (der Kapelan) der Nikolaikirche in Neustettin
fährt alle 14 Tage nach Sparsee und hält dort Gottesdienst. 1594
werden die langwierigen Grenzstreitigkeiten zwischen den Dörfern
Sparsee, Wurchow, Gönne, Dolgen, Sassenburg und Stepen durch einen
von dem Herzog Johann Friedrich genehmigten Vergleich in Stettin am
1. Juli entschieden und beigelegt. Eine Vorstellung von der Größe
des Dorfes können wir uns aufgrund der Pommerschen Hufenmatrikel von
1628 machen. Danach hat das Dorf „Sparse“ im „Fürstlichen Ampt Newen
Stettin“ eine Fläche von 69 Hufen sowie fünf Kossäten, einen Müller,
einen Krüger, einen Schmied, einen Hirten, sechs Instleute und 28
Bauern.
Die kommenden Notjahre machen dem Dorf und
seiner Bevölkerung arg zu schaffen. 1630 rafft die Pest fast alle
Einwohner in Sparsee hin. Bauernhöfe werden wüst, so dass 1632
Herzog Bogislaw XIV. dem Peter von Kleist drei unbesetzte Bauernhöfe
in Sparsee abtritt, die dieser 1652 an Peter von Somnitz verkauft.
1633 zieht infolge der Kriegshandlungen ein Trupp schwedischer
Reiter unter dem Kommando von Grothusens in Sparsee ein, das schon
„gar zu nichte war“. Die Fürstin Hedwig beschwert sich daraufhin
beim Herzog über die requirierenden Offiziere, die sich u.a. in
Sparsee festgesetzt haben und den Bauern die Hofwehre (lebendes
Inventar) wegnehmen. Mehr als zehn Jahre nach Beendigung des Krieges
leben lediglich sechs verarmte Bauernfamilien in Sparsee, so dass
sich 1659 der Pfarrer der Nikolaikirche zu Neustettin Alwart darüber
beklagt, dass die Bauern in Sparsee kaum ihr eigenes tägliches Brot
haben und ihn ungefrühstückt nach dem Gottesdienst von dannen ziehen
lassen. Zwar bleiben die Bauern nach wie vor arm, aber 1668 zählt
man in dem „Churfürstlichen Amtsdorf Sparsee“ schon wieder 16
Familien. Für die Verwaltung des Dorfes in dieser Zeit ist Ulrich
Gottfried von Somnitz (Besitzer des benachbarten Gutes Gönne)
zuständig. 1677 lässt der Pfarrer Alwart aus Neustettin auf sechs
wüsten Pfarrhufen von Sparsee ein Haus und eine Scheune für 31 Taler
errichten.
Ende des 17. Jahrhunderts verwüstet der so
genannte „große Brand“ die Hälfte des Dorfes. Urkunden und
Schriftstücke gehen verloren. Spätestens 1784 hat sich das Dorf von
dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg erholt. Es leben dort ein Lehnschulz, ein Krüger,
ein Lehnmüller, sechs Dienstbauern, elf dienstfreie Bauern, vier
neue auf dem Vorwerk angesetzte Bauern, sechs Halbbauern, vier
Kossäten, zwei Büdner und
ein Schmied. Es werden 40 Feuerstellen gezählt, die den
königlichen Teil des Dorfes bilden. Die Sparseer Wassermühle an der
Küddow - übrigens schon auf der Lubin´schen Karte von 1618
verzeichnet - läuft mit unterschlägigem Gange und wird von den
Zwangsmahlgästen aus Sparsee, aus Galow Damm, vom Vorwerk Galow, von
der Brandschäferei und von zwei Fischerfamilien vom Vilmsee genutzt.
Zum adeligen Teil des Dorfes zählen vier Bauern, die zum Gute von
Somnitz (Gönne) gehören. Bis 1786 gewinnt Sparsee durch mehrere
Senkungen des Vilmsees (veranlasst durch König Friederich II.) ca.
830 Morgen Land hinzu.
Wie den Kirchenbüchern zu
ersehen ist, grassieren 1807 die Pocken in Sparsee, woran über 30 Kinder sterben. In
der erste Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen zahlreiche
Abbauten auf der Sparseer Feldmark als Auswirkung der
Stein-Hardenbergschen Agrarreformen in Preußen. Die dort siedelnden
Bauern werden Kolonisten genannt.
Vermutlich 1849 wird die neue
Kirche aus Feldsteinen und roten Ziegeln gebaut, die noch heute
besteht. 1857 wird erstmals in Sparsee ein eigener Pfarrvikar
angestellt. 1865 scheidet Sparsee sogar aus dem Pfarrsystem zu
Neustettin aus und wird selbständige Gemeinde. Zur Gemeinde gehören
die Dörfer Sparsee, Gönne, Galowdamm und Schützenhof.
1871 hat Sparsee nach der
Volkszählung 867 Einwohner, sämtliche mit preußischer
Staatsangehörigkeit. Davon sind 866 evangelisch und 1 katholisch.
134 Familien leben in 78 Wohngebäuden. Es gibt 425 männliche und 442
weibliche Einwohner. Unter zehn Jahren sind 277 Menschen. 623
Einwohner sind ortsgebürtig. Auf den 25 Ausbauten leben 273
Einwohner.
1906 wird mit vom Kreis
bewilligter Mittel ein neuer Versammlungssaal gebaut und eingeweiht.
1908 brennt das Dorf. Viele alte Fachwerkhäuser werden zerstört. Der
Blitz schlägt in die Kirche sowie in die Telegraphen- und
Telefonleitung ein. 1913-17 wird die Straße Neustettin - Schützenhof
- Sparsee mit 10,559 km Länge gebaut. Im I. Weltkrieg 1914-18 fallen
36 Männer aus Sparsee.
Im Jahre 1925 erreicht das
Dorf eine Bevölkerungszahl von 828. Sparsee hat eine eigene Post
sowie eine Spar- und Darlehenskasse. Es gibt den Kriegerverein, den
Schützenverein, den Jünglings- und Männerverein, den
Jungfrauenverein, den Geselligkeitsverein, den Gesangverein und die
Bismarckjugend. 1928/29 wird in Nähe zur Küddow die neue Schule
erbaut. 1929 wird das Gut Rittershausen aufgesiedelt, das seinen
Namen von einem
ehemaligen Besitzer erhalten hatte. 1941 feiern die 750 Einwohner
das 400jährige Bestehen des Dorfes mit einem großen
Fest.
Hiernach ist die
jahrhundertealte deutsche Geschichte des Dorfes bald Vergangenheit,
denn am 27.2.1945 zieht die Rote Armee nach Durchbrechung der nur
schwach besetzten Pommernstellung von Gross Küdde kommend in Sparsee
ein. Die nicht
evakuierte Bevölkerung hat schweres zu erleiden. Mindestens vierzehn
Dorfbewohner werden beim Einmarsch erschossen. Die auf eigene Faust
Flüchtenden werden von der Roten Armee überrollt. Es kommt auch hier
zu Vergewaltigungen, Erschießungen und Verschleppungen. Eine
Rückkehr in das Dorf und auf die Abbauten ist kaum möglich, da die
Rote Armee im Dorf Quartier nimmt und die Höfe sofort systematisch
mit Polen besetzt werden. Die trotzdem zurückgekehrten Sparseer
litten als „Vogelfreie“ unter ständigen Übergriffen, bis sie zuletzt
1946 zwangsausgewiesen wurden.
Die Sparseer und ihre
Nachkommen leben heute verstreut über das ganze Bundesgebiet. 1995,
1997 und 1999 fanden Heimattreffen in Sparsee, organisiert von
Ursula und Klaus Klützke aus Hamburg statt. Die alten Sparseer
fanden vieles wieder, manches nicht. Von den über vierzig Abbauten
wurden mehr als ¾ abgetragen, die Mühle ist dem Erdboden gleich
gemacht und die Feldmark ist fast vollständig mit leichtem Nadelholz
aufgeforstet. Das alte Bauern- und Fischerdorf hat sich zu einem
zahlenmäßig kleinen Dorf mit Bungalows und Ferienhäusern
verwandelt.
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Jedem, der sich ausführlicher über Sparsee
informieren möchte, lege ich meine Bücher ans Herz.
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